Der Digital Services Act der EU-Kommission birgt Gefahr für die Entwicklung von B2B-Plattformen
In Europa und Deutschland entwickelt sich derzeit ein florierendes industrielles B2B-Plattformökosystem. Jetzt bedroht der Europäische "Digital Services Act ", eine neue Rechtsgrundlage, welche die zentralen Spielregeln der Digitalwirtschaft neu bestimmen soll, diese positive Entwicklung. Der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI), in dem auch Wucato Mitglied ist, wehrt sich jetzt in einem Positionspapier gegen die Pläne der EU.
Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, äußert sich anlässlich des Abschlusses der Konsultation zum Digital Services Act. „Der geplante europäische Digital Services Act muss B2B-Plattformen explizit ausklammern. Sonst droht die EU-Kommission, die vielversprechende Entwicklung etlicher B2B-Plattformen in Europa im Keim zu ersticken."
Im Gegensatz zu Verbraucherplattformen erschweren B2B-Plattformen nicht den Markteintritt neuer Unternehmen. Überbordende Regulierung und restriktive E-Commerce-Richtlinien wären aus Sicht des Industrieverbands der falsche Weg. Der BDI und Wucato sind davon überzeugt: Es braucht ein vielfältiges europäisches Plattformökosystem, um Europas digitale Souveränität im globalen Wettbewerb mit China und den USA zu stärken. Digitale B2B-Plattformen sind entscheidend für digitale Souveränität und die Umsetzung von Industrie 4.0.
Folgenschwere EU-Regulierung für B2B-Plattformen in Europa
Der BDI zitiert in seinem Positionspapier die beim ifo-Institut in Auftrag gegebene Studie „Industrielle Digitalwirtschaft - B2B-Plattformen". Am Beispiel von zehn deutschen digitalen B2B-Plattformen – unter anderem Wucato – hat das ifo die zentralen Wirkmechanismen von B2B-Plattformen, darunter Netzwerk- und Skaleneffekte, den Wettbewerb auf und zwischen Plattformen, die Offenheit dieser Angebote sowie die Rolle von Daten analysiert.
Die Studie belegt, dass im Bereich der B2B-Plattformen eine monopolähnliche Gatekeeper-Stellung einzelner Plattformen weder bei Marktplätzen noch bei „Industrial Internet of Things"-, Logistik-, Supply-Chain-Management- oder Vernetzungsplattformen zu beobachten ist. Vielmehr konnte die Studie Faktoren identifizieren, die einen gesunden Wettbewerb zwischen den Plattformen fördern.
B2C-Plattformen unterscheiden sich strukturell grundsätzlich von Plattformen aus dem B2B-E-Commerce und benötigten deshalb laut BDI differenzierte Spielregeln. So interagieren Nutzer im B2B-Umfeld sowohl untereinander als auch in Bezug zur Plattform deutlich gleichgestellter, weil sie im Hinblick auf ihre Organisation und Professionalität vergleichsweise symmetrisch sind. Zudem können Akteure Zugänge, Händlerverträge und die Datenverarbeitung individuell mit der Plattform vereinbaren, was zu einem transparenten Verhältnis auf Augenhöhe führt.
Der BDI schreibt in seiner Stellungnahme, die EU-Kommission solle bei der Regulierung digitaler Plattformen nicht außer Acht lassen, wie bedeutend europäische B2B-Plattformen für die Zukunft des Industriestandorts Europa sind. Sie müssen explizit von einer Plattformregulierung ausgenommen werden. Ansonsten wird die Entwicklung junger europäischer Industrieplattformen vollumfänglich unterbunden.
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